Bauindustrie

Keine halben Sachen – aus Prinzip

Ein europaweit erfolgreiches Bauunternehmen verbindet gelebte Werte und Traditionen mit Innovation.

05/2023

Für Chief Financial Officer Peter Zents und Familienunternehmer Wim ten Brinke (rechts) steht zuverlässiges und nachhaltiges Bauen an erster Stelle. Ihre Überzeugung: „Alles aus einer Hand – von der Vorplanung bis zur Schlüsselübergabe, das ist die beste Lösung.“Porsche Consulting/Marco Prosch

Werte zu ver­an­kern, das allein reicht nicht. Sie müs­sen gelebt wer­den. Oft fällt das in tra­di­ti­ons­rei­chen Fami­li­en­un­ter­neh­men leich­ter. Und oft klin­gen dort die For­meln ver­blüf­fend ein­fach, erschei­nen zeit­los und wer­den zu „Klas­si­kern“. So wie beim 1902 als loka­ler Mau­rer­be­trieb gegrün­de­ten nie­der­län­di­schen Bau­un­ter­neh­men Ten Brin­ke: „Von mei­nem Vater habe ich gelernt, dass man mit Liebe bauen soll“, sagt Geschäfts­füh­rer Wim ten Brin­ke. Auch er setzt auf Lei­den­schaft als zen­tra­len Wert, wei­ter­ge­ge­ben von Gene­ra­ti­on zu Generation.

Lei­den­schaft? Geht das über­haupt noch, gera­de in einer Bran­che mit beson­ders har­ten Ban­da­gen? „Zuge­ge­ben, es wird immer schwie­ri­ger“, sagt Wim ten Brin­ke. Des­halb baut er auf ein soli­des stra­te­gi­sches Fun­da­ment. Das besteht aus fes­ten Prin­zi­pi­en: „Wir ver­wirk­li­chen am liebs­ten und fast aus­schließ­lich Pro­jek­te, bei denen unser Unter­neh­men alle Leis­tungs­pha­sen über­nimmt – von der Vor­pla­nung und Grund­stücks­fin­dung bis zur Schlüs­sel­über­ga­be“, sagt der Chef.

Solides Handwerk – der Grundstein des Erfolgs

Im Jahr 1902 gründete Theodorus ten Brinke seine Firma als kleines ausführendes Bauunternehmen im niederländischen Varsseveld. Der Maurer hatte schnell Erfolg und legte mit dem Handwerksbetrieb den Grundstein für die Geschichte der heutigen Ten Brinke Group B. V. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist Ten Brinke zu einem international innovativen Bauunternehmen, Generalunternehmer, Projektentwickler, Kapitalgeber und Investor gewachsen. Mit 1.300 Mitarbeitenden und 24 Niederlassungen in den Niederlanden, Deutschland, Spanien, Portugal sowie Griechenland erzielt die Gruppe einen durchschnittlichen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro.

Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der eige­nen Arbeit und dem gemein­sa­men Ziel ist wich­tig, wenn die Kun­den­zu­frie­den­heit Best­no­ten errei­chen soll. Des­halb setzt Ten Brin­ke auf den Ein­satz eige­ner Kom­pe­tenz über die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te. Für Bau­her­ren sol­len so Vor­tei­le bei der Bau­zeit, Qua­li­tät und beim Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis ent­ste­hen. Und was am Bau schon immer als anschei­nend unver­meid­bar hin­ge­nom­men wird, soll dras­tisch redu­ziert wer­den: unnö­ti­ge Ver­zö­ge­run­gen, kos­ten­trei­ben­de Nach­trä­ge wäh­rend der Errich­tung, auf­wen­di­ge Män­gel­be­sei­ti­gung nach Fer­tig­stel­lung und damit ver­bun­de­ne Feh­ler­kos­ten sowie zer­mür­ben­der Streit zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en – oft aus­ge­löst durch man­geln­de Trans­pa­renz. „Wir betrach­ten das Objekt als Gesamt­ergeb­nis. Da müs­sen Pro­jekt­ent­wick­lung, Pla­nung und das ope­ra­ti­ve Bauen von Anfang an per­fekt zusam­men­spie­len, wenn das Resul­tat stim­men soll. Pro­jekt­ent­wick­ler und Bau­trä­ger sind bei uns ein Team: Jeder hat sein eige­nes Pro­jekt, das auf das gemein­sa­me Objekt ein­zahlt – und dar­auf kommt es am Ende an“, sagt der Geschäfts­füh­rer und greift dabei auch auf den Rat der Manage­ment­be­ra­te­rin­nen und ‑bera­ter von Por­sche Con­sul­ting zurück.

Wim ten Brinke (links) und Peter Zents (Mitte) im Austausch mit Berater Christian Bücker, Manager bei Porsche Consulting. Kluge Innovationen sollen den Bau und das Erhalten von Gebäuden verbessern. Porsche Consulting/Marco Prosch

Vertrauen auf Familienunternehmen

Sol­che Tugen­den wis­sen Auf­trag­ge­ber mit hohen Ansprü­chen zu schät­zen. Viele der Kun­den sind selbst Fami­li­en­un­ter­neh­men. Im Bereich Gewer­be­bau­ten errich­tet Ten Brin­ke Filia­len gro­ßer Lebens­mit­tel­dis­coun­ter, Bau- und Fach­märk­te oder Auto­häu­ser. Hinzu kom­men Logis­tik­zen­tren gro­ßer Tex­til­händ­ler, Kran­ken­häu­ser, Schu­len, Stu­den­ten- oder Pfle­ge­hei­me und Hotels. Auch der erfolg­rei­che deut­sche Coro­na-Impf­stoff-Her­stel­ler BioNTech, der sich drin­gend räum­lich ver­grö­ßern muss, setzt für seine neue Fir­men­zen­tra­le auf die ganz­heit­li­che Bau­kunst der Nie­der­län­der aus dem beschau­li­chen 6.000-Einwohner-Ort Varsseveld.

Doch kaum eine Bran­che muss so dyna­misch und tief­grei­fend auf Ver­än­de­run­gen des Wirt­schafts­kli­mas reagie­ren wie die Bau­in­dus­trie. Ten Brin­ke, mit 1.300 Mit­ar­bei­ten­den in 24 Nie­der­las­sun­gen in den Nie­der­lan­den, Deutsch­land, Spa­ni­en, Grie­chen­land und Por­tu­gal ver­tre­ten, hat in den ver­gan­ge­nen neun Jah­ren den Anteil des Woh­nungs­baus am Gesamt­ge­schäft ganz bewusst von einem auf zwei Drit­tel gesteigert.

Aus der modernen Zentrale im niederländischen Ort Varsseveld, nahe der deutschen Grenze, steuern Peter Zents und Wim ten Brinke (rechts) das Bauunternehmen Ten Brinke mit 24 Niederlassungen in Europa. Alles begann im Jahr 1902, als kleiner Maurerbetrieb. Porsche Consulting/Marco Prosch

Erst vor kur­zem reis­te der Fir­men­chef zu einem typi­schen Spa­ten­stich nach Frank­furt am Main. Auf einem ehe­ma­li­gen Gewer­be­are­al ent­ste­hen 207 Woh­nun­gen und 67 Stadt­häu­ser in moder­ner, gerad­li­ni­ger Archi­tek­tur. Doch trotz des hohen Woh­nungs­be­darfs haben Infla­ti­on, Zins­er­hö­hun­gen und nach­las­sen­de Kon­junk­tur den Neu­bau jetzt abrupt ein­ge­bremst. „Wir spü­ren die Zurück­hal­tung, gera­de bei den insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren“, sagt ten Brin­ke. „Inves­to­ren wer­den vor­sich­ti­ger. Ihre Ren­di­te­er­war­tun­gen sin­ken wegen stark stei­gen­der Kos­ten, höhe­rer Kre­dit­zin­sen und wei­te­rer Zusatz­be­las­tun­gen, unter ande­rem durch den gefor­der­ten Ein­satz rege­ne­ra­ti­ver Ener­gie­trä­ger bei der Behei­zung und Strom­ver­sor­gung oder wei­te­re Anfor­de­run­gen im Kon­text der Nachhaltigkeit.“

„Die Revitalisierung bestehender Gebäude wird mehr und mehr relevant. Auch da sind wir früh am Ball“, betont Bauunternehmer Wim ten Brinke im Gespräch mit dem Porsche Consulting Magazin.Porsche Consulting/Marco Prosch

Tempo und Transparenz

Wie­der ein­mal muss das Manage­ment des Bau­kon­zerns schnell umden­ken und Fle­xi­bi­li­tät bewei­sen. „Wir müs­sen sehr genau wis­sen, was der Markt mor­gen ver­langt“, sagt Peter Zents, der Chief Finan­cial Offi­cer des Unter­neh­mens. Und Wim ten Brin­ke fügt hinzu: „Die Revi­ta­li­sie­rung bestehen­der Gebäu­de wird mehr und mehr rele­vant.“ Sein Credo: „Ten Brin­ke ist immer früh am Ball.“ Damit das funk­tio­niert, muss es in der Zen­tra­le und in den Nie­der­las­sun­gen schnell gehen. Tech­no­lo­gi­sche Unter­stüt­zung ist als Beschleu­ni­ger gefragt.

Damit alle Mit­ar­bei­ten­den, auch in den Ser­vice­funk­tio­nen und der Ver­wal­tung, per­fekt zusam­men­ar­bei­ten kön­nen, wurde eine gemein­sa­me Data Base ent­wi­ckelt, die alle nut­zen und die jedem ein Gesamt­bild gibt. Das schafft nicht nur Trans­pa­renz, son­dern beant­wor­tet die meis­ten Stan­dard-Fra­ge­stel­lun­gen „auto­ma­tisch“. Wim ten Brin­ke: „Bei uns muss wirk­lich jeder im Unter­neh­men wis­sen, woran er ist. Das funk­tio­niert nur, wenn die Data Base alles so ein­fach wie mög­lich dar­stellt, sie auch wirk­lich von jedem genutzt wird und jeder dafür Sorge trägt, dass die vor­han­de­nen Infor­ma­tio­nen aktu­ell, voll­stän­dig und rich­tig sind. Unser gesam­tes Wis­sen muss zen­tral geteilt wer­den kön­nen. Des­halb hin­ter­le­gen wir dort zum Bei­spiel auch jedes Pro­to­koll, das unse­re Leute schreiben.“

„Wir müssen sehr genau wissen, was der Markt morgen verlangt“, sagt Peter Zents, Chief Financial Officer bei Ten Brinke mit Blick auf schnelle konjunkturelle Einflüsse im Bauwesen und deren Folgen. Porsche Consulting/Marco Prosch

Eben­so wich­tig ist ten Brin­ke die nach­hal­ti­ge Unter­neh­mens­füh­rung auf allen Ebe­nen, umge­setzt im haus­ei­ge­nen ESG-Pro­gramm (Envi­ron­men­tal, Social and Gover­nan­ce). Die Revi­ta­li­sie­rung von Immo­bi­li­en ist ein gutes Bei­spiel für die Anwen­dung in der Pra­xis. Sie geht weit über die reine Sanie­rung hin­aus. Wim ten Brin­ke: „Gera­de in Innen­städ­ten kann die Revi­ta­li­sie­rung oder die Umnut­zung gegen­über Neu­bau­ten nicht nur die preis­wer­te­re Lösung sein, son­dern zugleich die­je­ni­ge mit der höhe­ren Ren­ta­bi­li­tät für Inves­to­ren und spä­te­re Nut­zer. Gleich­zei­tig hilft Revi­ta­li­sie­rung CO2 ein­zu­spa­ren. Auch beim Thema Ener­gie kann ein gutes Kon­zept zur Erhal­tung von Bestands­im­mo­bi­li­en bei­tra­gen, von der pas­sen­den Dach­däm­mung bis hin zum Ein­satz des aus der Pho­to­vol­ta­ik gewon­ne­nen Stroms für den Betrieb der neuen Wär­me­pum­pe.“ Zur exak­ten Kal­ku­la­ti­on in punc­to Ren­ta­bi­li­tät arbei­ten die Nie­der­län­der mit aus­ge­feil­ten Stand­ort- und Wirt­schaft­lich­keits­ana­ly­sen, um alle Aspek­te abzu­wä­gen und mit dem Nut­zungs­kon­zept abzu­glei­chen. „Es ist wich­tig, die Ergeb­nis­se und die Liqui­di­tät der lau­fen­den Pro­jek­te zu über­wa­chen. Es muss sicher­ge­stellt wer­den, dass immer genü­gend Liqui­di­tät vor­han­den ist, um auch in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten Chan­cen wahr­neh­men zu kön­nen“, sagt CFO Peter Zents.

Auch wenn es für die Bau­bran­che stür­misch wer­den könn­te, strah­len die bei­den Män­ner an der Unter­neh­mens­spit­ze die Gelas­sen­heit eines erfah­re­nen Kapi­täns auf hoher See aus. Mit ihrem Kön­nen fin­den sie den rich­ti­gen Kurs. „Wir sind nur uns selbst, unse­ren Kun­den und Mit­ar­bei­ten­den ver­pflich­tet, nicht der Börse“, sagt Fami­li­en­un­ter­neh­mer ten Brin­ke zum Abschied, „und das hat in den ver­gan­ge­nen 120 Jah­ren recht gut funktioniert.“

Der Kommentar

Von Roland Sitzberger,
Partner, Porsche Consulting

Module bilden das neue Fundament

Diplom-Bauingenieur Roland Sitzberger ist Partner bei der Managementberatung Porsche Consulting. Porsche Consulting
Die Bauindustrie muss jetzt die Weichen stellen – bei Wirtschaftlichkeit, Fachpersonal und auch bei den gesellschaftspolitischen Zielen wie der Wohnungsnot. Große Projektentwickler und Bauunternehmen wie Ten Brinke wollen nicht länger zuschauen, wie die Branche und ebenso ihre Auftraggeber unter traditionellen Arbeitsmustern gleich mehrfach leiden: Geld- und Zeitverluste durch zu viele Schnittstellen von der Planung bis zur Schlüsselübergabe, Fachkräftemangel und Materialengpässe sind die häufigsten Hindernisse. Deshalb ist der Weg richtig, den Ten Brinke einschlägt. Zuverlässigkeit steht im Mittelpunkt. Ten Brinke nimmt das gesamte Projekt zentral in die Hand, garantiert für Preis, Pünktlichkeit und Präzision in der Ausführung. Das erfordert eine Organisation, die vorausschauend und ganzheitlich plant, lückenlos kommuniziert, kooperativ und aufeinander eingespielt umsetzt und die Gesamtverantwortung trägt. Dazu braucht es einen starken Prozess, der das optimale Hand-in-Hand-Arbeiten unterstützt. Von dieser Transparenz profitiert der Kunde. Neben dem Prozess sind das richtige Produkt und eine effiziente Produktion zwei weitere wichtige Säulen, die wir als Berater bei der Transformation der Bauindustrie in den Mittelpunkt stellen. Ohne konsequente Kunden- und Produktorientierung kann keine sinnvolle Vorfertigung entstehen. Die ist aber wichtig. Denn die Branchenkenner von Porsche Consulting wissen aus tiefgreifenden Analysen: Ein gut geplantes Bauvorhaben aus clever gestalteten, vorgefertigten Modulen zu errichten, hebt die Qualität, verhindert Probleme an Schnittstellen verschiedener Gewerke, begegnet Zeitverlusten durch Mangel an Fachkräften und Materialverfügbarkeit oder Schlechtwetter und ermöglicht obendrein das Einhalten des vereinbarten Budgets. So können Wohnanlagen zuverlässiger errichtet werden, wenn zum Beispiel der Sanitärbereich als „Fertigbad“ in einer Fabrik entsteht, per Tieflader pünktlich zur Baustelle transportiert und per Mobilkran eingeschwenkt wird. Alles ist vorbereitet, lediglich die Anschlüsse der verschiedenen Medien müssen noch via Schnellkupplungen miteinander verbunden werden. Plug and play! Das Bad ist ein Paradebeispiel – weil hier diverse Gewerke auf engstem Raum und in kürzester Zeit ein gemeinsames Produkt herstellen und abliefern müssen. In der Fließfertigung einer Fabrik ist das wesentlich effizienter möglich. Die Individualität behindert das nicht. Die Automobilindustrie macht es vor: Jedes Fahrzeug kann aus einer Fülle von Optionen so ausgestattet werden, wie es der Kunde nach seinen persönlichen Vorstellungen konfiguriert. Das ist auch bei variantenreichen Sanitärobjekten, Installationen, Fliesen und Farben im Bad kein Hexenwerk. Und das Personal wird direkt in der Fabrik exakt für seine Aufgaben qualifiziert und zentral weitergebildet. Das ist bei der heute rasch zunehmenden Technologisierung ein wichtiger Faktor. Auch außerhalb des Bades ist Vorfertigung ein Schlüssel zum effizienten, qualitativ hochwertigen Bauen und zur Vermeidung von Nachträgen und Mängelanzeigen. Die schnell fortschreitende Digitalisierung hilft dabei, den Hochbau auf eine neue Stufe zu stellen. In der Branche sind Umdenken und Lernen gefragt. Unternehmen, die dazu jetzt bereit sind, schaffen ein solides Fundament für die Zukunft.
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