Life Sciences

Der virtuelle Patient

Das Metaverse kommt. Der digitale Raum verknüpft virtuelle und physische Welten. So können Menschen virtuell zusammenkommen, interagieren und sich dabei so fühlen, als wären sie alle am selben Ort. Viele Gesundheitsdienstleister haben die Möglichkeiten für sich entdeckt und erwirtschaften hier bereits hohe Umsätze. Das Porsche Consulting Magazin hat mit drei Expertinnen und Experten über die Chancen und Risiken im neuen Healthcare Metaverse gesprochen.

03/2023

Das Metaverse hat den Operationssaal erreicht: Ausgestattet mit Augmented-Reality-Brillen können Ärztin oder Arzt zielgenauer operieren und sich besser auf Eingriffe vorbereiten. Brainlab/Magic Leap/Getty Images/Alvarez

Als der­je­ni­ge, der den Begriff „Meta­ver­se“ geprägt hat, gilt der Sci­ence-Fic­tion-Autor Neal Ste­phen­son. In sei­nem 1992 erschie­ne­nen Roman „Snow Crash“ lässt er seine Prot­ago­nis­ten nicht nur Aben­teu­er in der ana­lo­gen Welt, son­dern als Ava­tare auch in der digi­ta­len Sphä­re des Meta­ver­se erle­ben. Dass sich Den­ker und Len­ker von Sci­ence-Fic­tion-Autoren beein­flus­sen las­sen, ist kei­nes­falls unge­wöhn­lich. Und warum auch nicht? „Alles, was in die­sem Moment noch Fik­ti­on ist, ist im nächs­ten bereits Rea­li­tät“, sagt Dr. Mar­tha Böcken­feld, Deka­nin und Part­ne­rin der Zür­cher Meta­ver­se Aca­de­my, im Inter­view mit dem Por­sche Con­sul­ting Magazin.

Doch wel­che Form wird das Health­ca­re Meta­ver­se der Zukunft anneh­men? Orga­ni­siert es sich als „digi­ta­les Dorf“, wie es Adam Grün­der, Advi­sor bei der BPV Group, for­mu­liert? Wird es also ledig­lich eine Platt­form geben, auf der alle medi­zi­ni­schen Anbie­ter ver­tre­ten sein wer­den? Und auf der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten für alle ihre gesund­heit­li­chen Anlie­gen Lösun­gen und Ansprech­part­ner fin­den werden?

Min­des­tens zehn Jahre wird es aus Grün­ders Sicht dau­ern, bis ein sol­ches Sze­na­rio Rea­li­tät wer­den könn­te – und das dürf­te eher die opti­mis­ti­sche Schät­zung sein. Bleibt die Frage, wer diese Platt­form spä­ter kon­trol­liert. „Aus Sicht deut­scher Ver­brau­cher sind sen­si­ble Gesund­heits­da­ten sicher­lich auf Ser­vern in ihrem eige­nen Land bes­ser auf­ge­ho­ben als bei einem inter­na­tio­na­len Tech­no­lo­gie-Unter­neh­men“, gibt Grün­der zu beden­ken. Ähn­lich könn­ten auch die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ande­rer Län­der argu­men­tie­ren, die über einen siche­re­ren und dabei viel­leicht sogar tech­no­lo­gie­freund­li­che­ren Daten­schutz als Deutsch­land ver­fü­gen. Also doch keine inter­na­tio­na­le Lösung für die umfas­sen­de Platt­form? Aus Böcken­felds Per­spek­ti­ve spricht nach wie vor nichts dage­gen, es soll­te nur statt eines Unter­neh­mens eine neu­tra­le, inter­na­tio­na­le Orga­ni­sa­ti­on mit der Kon­trol­le der Daten­platt­form beauf­tragt werden.

Für Josef Bartl ist Daten­schutz von zen­tra­ler Bedeu­tung, die Dis­kus­si­on über die Kon­troll­in­stanz einer sol­chen Platt­form hin­ge­gen ver­früht: Der Vice Pre­si­dent Cor­po­ra­te Stra­tegy und M&A bei Brain­lab ist der Mei­nung, dass „eine umfas­sen­de vir­tu­el­le Par­al­lel­welt im Gesund­heits­be­reich“ in abseh­ba­rer Zukunft schlicht­weg kei­nen Sinn macht. Sei­ner Mei­nung nach defi­niert sich das Health­ca­re Meta­ver­se eben nicht über den gro­ßen, gemein­sa­men Rah­men, son­dern als Unter­stüt­zung bei kon­kre­ten Pro­blem­stel­lun­gen durch die Ver­schmel­zung der ana­lo­gen Welt mit Daten. „Aus die­sem Pro­zess resul­tie­ren dann neue Mög­lich­kei­ten“, sagt Bartl, „neue Mög­lich­kei­ten, Infor­ma­tio­nen zu kon­su­mie­ren, mit Daten­mo­del­len zu inter­agie­ren und mit ande­ren Per­so­nen daten­ge­stützt zu kollaborieren.“

Im virtuellen Krankenhaus haben Ärztinnen und Ärzte alles im Blick. Digitalisierte Fallakten und MRT-Bilder sind ebenso einsetzbar wie Video Calls mit internationalen Experten. Durch die technologische Vernetzung sollen Diagnosen präziser werden. Therapien lassen sich individueller auf den Einzelfall ausrichten. Doob
Via Metaverse vernetzen sich Ärztinnen und Ärzte weltweit. Hier betreten sie gemeinsam einen virtuellen Raum und diskutieren am 3D-Modell die beste Vorgehensweise. Brainlab
Durch virtuelle Trainingsmodule können Chirurginnen und Chirurgen einzeln oder im Team schwierige Situationen üben und Alternativen ausprobieren, bevor sie die Behandlung ausführen.Osso VR
Ein Arzt erklärt einer Patientin am virtuellen 3D-Modell, wie der chirurgische Eingriff ablaufen soll.Brainlab
Beim Einsatz der Mixed-Reality-Brille von Brainlab hat das medizinische Personal jederzeit Zugriff auf 3D-Modelle seiner Patientinnen und Patienten und kann Eingriffe besser planen und ausführen.Brainlab

Die Kompetenz kommt zum Patienten – weltweit

Es sind sol­che Mög­lich­kei­ten, so Alex­an­der Nathaus, Part­ner Life Sci­ence bei der Manage­ment­be­ra­tung Por­sche Con­sul­ting, die deut­li­cher her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den müs­sen, um dem Health­ca­re Meta­ver­se zum fina­len Durch­bruch zu ver­hel­fen. „Nur wenn Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten die kon­kre­ten Vor­tei­le ver­ste­hen, die ihnen die neue, digi­ta­le Health­ca­re-Welt bie­tet, wird das Meta­ver­se sein vol­les Poten­zi­al ent­fal­ten können.“

Dass reich­lich Poten­zi­al vor­han­den ist – daran lässt der Manage­ment­be­ra­ter kei­nen Zwei­fel. „Nicht zuletzt die sprung­haf­te Zunah­me der Tele­me­di­zin seit der Coro­na-Krise hat gezeigt, dass Arzt­be­su­che nicht aus­schließ­lich in der ana­lo­gen Welt statt­fin­den müs­sen“, sagt Nathaus. Oft ist es zudem nicht nur beque­mer, sich medi­zi­ni­schen Rat in vir­tu­el­len Räu­men ein­zu­ho­len. „Es kann auch sinn­vol­ler sein, etwa wenn Exper­tin­nen und Exper­ten mit rele­van­ter Kom­pe­tenz für ein spe­zi­fi­sches Gesund­heits­the­ma nicht vor Ort ver­füg­bar sind.“ So kön­nen The­ra­pien von inter­na­tio­na­len Medi­zi­nern gesteu­ert und dann von loka­len Part­ner­kli­ni­ken umge­setzt werden.

Nathaus zeigt eine ganze Band­brei­te von Anwen­dun­gen auf, die bereits heute den medi­zi­ni­schen All­tag im Meta­ver­se struk­tu­rie­ren. Dazu gehö­ren unter ande­rem inter­na­tio­na­le Koope­ra­tio­nen von Medi­zi­ne­rin­nen und Medi­zi­nern, opti­mier­te OP-Vor­be­rei­tun­gen sowie Schu­lun­gen und Pati­en­ten­ge­sprä­che anhand digi­ta­ler Zwil­lin­ge. „Da vor allem die jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen im Umgang mit dem Meta­ver­se ver­traut sind, wird der vir­tu­el­le Raum auch bei medi­zi­ni­schen The­men zuneh­mend an Bedeu­tung gewinnen.“

Invest­ments ins Health­ca­re Meta­ver­se soll­ten gleich­wohl sorg­fäl­tig abge­wo­gen wer­den. „Unter­neh­men, die hier erfolg­reich sein wol­len, eva­lu­ie­ren zual­ler­erst sys­te­ma­tisch ihre Chan­cen, schät­zen ihre spe­zi­fi­schen Risi­ken ab und pla­nen anschlie­ßend stra­te­gisch Schritt für Schritt“, sagt Nathaus. Bei der anfäng­li­chen Ana­ly­se gelte es ins­be­son­de­re zwei Fra­gen zu klä­ren: Kön­nen die eige­nen Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen einen Zusatz­nut­zen in der digi­ta­len Gesund­heits­sphä­re brin­gen? Und: Wel­che Vor­aus­set­zun­gen müs­sen – allei­ne oder mit Part­nern – geschaf­fen wer­den, um das eige­ne Geschäfts­mo­dell in die­sen neuen Kanal hineinzuentwickeln?

Gelingt es den Unter­neh­men, sinn­vol­le Lösun­gen im Health­ca­re Meta­ver­se zu instal­lie­ren, pro­fi­tie­ren am Ende nicht nur sie selbst, son­dern – wie so oft im Gesund­heits­we­sen – auch die Pati­en­tin­nen und Patienten.


Adam Gründer: „Bis zu einer gemeinsamen Plattform wird es noch zehn Jahre dauern“

Deutsche Telekom/Marc-Steffen Unger

 Adam Grün­der ist seit Novem­ber 2022 Advi­sor der BPV Group und ver­ant­wor­tet dort das inter­na­tio­na­le Geschäft. Das Unter­neh­men mit Haupt­sitz in der west­deut­schen Kreis­stadt Unna hat sich auf die Aus­rüs­tung mobi­ler Arbeits­plät­ze spe­zia­li­siert und bie­tet unter ande­rem Lösun­gen im Bereich Vir­tu­al und Aug­men­ted Rea­li­ty an. Gleich­zei­tig ist Adam Grün­der CEO der Agen­tur 10xD, die Ver­an­stal­tun­gen und ande­re For­ma­te im Health­ca­re-Sek­tor ent­wi­ckelt. Vor sei­ner Tätig­keit bei BPV war Grün­der Lead Inno­va­ti­on Mana­ger bei T‑Systems mit den Schwer­punk­ten Meta­ver­se, Cloud und IT-Lösun­gen im Gesund­heits­we­sen. Das Inter­view für die­sen Bei­trag führ­te Grün­der noch in sei­ner Funk­ti­on bei T‑Systems.

Mit seinem Avatar – seiner künstlichen digitalen Person – ist Adam Gründer bereits regelmäßig im Healthcare Metaverse unterwegs. Und doch wird dieser neue, digitale Raum aus seiner Sicht erst in der Langfristperspektive an Kontur gewinnen. „Mit Blick in die Zukunft können wir uns das Healthcare Metaverse am besten als eine Art Dorf vorstellen“, sagt Gründer. Betreten die Bewohnerinnen und Bewohner – natürlich allesamt als Avatare – dieses digitale Dorf, stehen ihnen zahlreiche Optionen zur Verfügung. „Auch wenn es nur eine Plattform ist, können sie doch ganz unterschiedliche Orte aufsuchen, um dort medizinische Anwendungen durchführen zu lassen oder sich zu informieren.“ Voraussetzung für diese neue digitale Welt: „Das virtuelle Forum muss allen Marktteilnehmern im Gesundheitswesen offenstehen.“

Gera­de diese Offen­heit macht Grün­ders Vor­stel­lung zu einer durch­aus küh­nen Visi­on, denn aktu­ell besteht das Health­ca­re Meta­ver­se eher aus einem Sam­mel­su­ri­um von Apps ein­zel­ner Anbie­ter, die nicht mit­ein­an­der ver­netzt sind. „Es wird des­halb noch min­des­tens zehn Jahre dau­ern, bis wir eine gemein­sa­me Platt­form sehen wer­den“, schätzt Grün­der. Bis es so weit ist, las­sen sich aber auch in der aktu­el­len Welt der Par­al­lel­uni­ver­sen erfolg­rei­che Geschäf­te machen. 

Neue Chancen im Gesundheitswesen

Gemein­sam mit dem deut­schen 3D-Spe­zia­lis­ten Doob, der bei T‑Systems das Acce­le­ra­tor-Pro­gramm durch­lau­fen hat, haben Grün­der und seine Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bereits zahl­rei­che Meta­ver­sen für Unter­neh­men aus dem Gesund­heits­we­sen gebaut. „Für unse­re Kun­den schaf­fen wir begeh­ba­re Räume, die ent­we­der kom­plett neu sind oder die eine Art Nach­bau von Kli­ni­ken oder Büros in der vir­tu­el­len Welt dar­stel­len.“ Betre­ten kön­nen die Nut­zer die­sen digi­ta­len Bereich natür­lich nur mit ihrem indi­vi­du­el­len Ava­tar. Um einen sol­chen zu bekom­men, machen sie vorab einen Scan ihres Gesichts und set­zen die­sen im Anschluss auf einen der zur Aus­wahl ste­hen­den Kör­per auf. Wer kei­nen Kör­per von der digi­ta­len Stan­ge will, kann aber auch den Full-Body-Scan­ner von Doob nut­zen und sich damit kom­plett ein­le­sen las­sen. Der Scan­ner hat in etwa die Größe einer Tele­fon­zel­le und erstellt in rund 30 Sekun­den einen digi­ta­len Zwil­ling, ver­spricht Grün­der. Auch die deut­sche Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft hat den Doob-Scan­ner schon für ihre Zwe­cke genutzt.

Im Tages­ge­schäft sind es aber eher Gesund­heits­exper­ten, die sich von Doob digi­tal ver­mes­sen las­sen. Zuletzt Bera­te­rin­nen und Bera­ter der Bar­mer Ersatz­kas­se, einer gro­ßen deut­schen Kran­ken­ver­si­che­rung, für die T‑Systems und Doob vir­tu­el­le Ver­kaufs­räu­me gestal­tet haben. „Viele Kran­ken­kas­sen ver­lie­ren all­mäh­lich den Kon­takt zur jun­gen Gene­ra­ti­on mit einem Alter von bis etwa 25 Jah­ren“, skiz­ziert Grün­der das Pro­blem der Anbie­ter. Zurück­ge­win­nen will Bar­mer diese Men­schen jetzt durch die Depen­dance im Meta­ver­se. „Das macht die Bar­mer unter­scheid­bar und bie­tet poten­zi­el­len jun­gen Kun­den eine inter­es­san­te und anspre­chen­de Alter­na­ti­ve zum her­kömm­li­chen Beratungsgespräch.“

Aber auch Roll­stüh­le waren schon im Doob-Scan­ner. „Wer einen Roll­stuhl benö­tigt, hat gewöhn­lich eine Odys­see von Anbie­ter zu Anbie­ter vor sich“, erklärt Grün­der. „Jetzt kön­nen Betrof­fe­ne und Bera­ter ihren Ava­tar erstel­len und tref­fen sich in einem vir­tu­el­len Show­room, um gemein­sam das geeig­ne­te Modell aus­zu­wäh­len.“ Doch es las­sen sich noch ganz ande­re „Räume“ in die vir­tu­el­le Sphä­re über­tra­gen. So haben Grün­der und seine Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen einen kom­plet­ten Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phen (MRT) als bild­ge­ben­des Ver­fah­ren in die 3D-Welt des Meta­ver­se über­führt. Ziel der koope­rie­ren­den UME, der Uni­ver­si­täts­me­di­zin in der west­deut­schen Stadt Essen, war es, die eige­nen Mit­ar­bei­ten­den zu schu­len. „Da das Kli­nik­per­so­nal durch das vir­tu­el­le MRT nicht mehr das teure High­tech­ge­rät für die not­wen­di­gen Fort­bil­dun­gen blo­ckie­ren muss, rech­net sich so eine Maß­nah­me bereits nach einer Woche“, sagt Grün­der. Ohne­hin sieht er Schu­lun­gen und Fort­bil­dun­gen für Ärzte und medi­zi­ni­sche Hilfs­kräf­te als zen­tra­le The­men­fel­der, die mit Blick auf Kos­ten und Anwen­der­nut­zen ins Meta­ver­se ver­la­gert wer­den können.

Weiter Weg bis ins Metadorf

Ein­zel­an­wen­dun­gen wie diese sind es, die für Grün­der das aktu­el­le Health­ca­re Meta­ver­se bil­den. Um dar­aus das gemein­sa­me und für jeden zugäng­li­che Meta­dorf sei­ner Zukunfts­vi­si­on zu gestal­ten, müsse zunächst die Poli­tik die Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen. „Wenn eine sol­che Platt­form in Euro­pa ent­ste­hen soll, brau­chen die poten­zi­el­len Anbie­ter aber mehr Zugriffs­rech­te auf Gesund­heits­da­ten“, erklärt Grün­der. Ent­stün­de eine ent­spre­chen­de Platt­form in Deutsch­land, könn­te sie dort mit einem Ver­trau­ens­bo­nus bei den Pati­en­ten rech­nen. „Aus Sicht deut­scher Ver­brau­cher sind sen­si­ble Gesund­heits­da­ten sicher­lich auf Ser­vern in ihrem eige­nen Land bes­ser auf­ge­ho­ben als bei einem inter­na­tio­na­len Technologie-Unternehmen.“

Doch nicht nur die Poli­tik ist am Zug, um dem Meta­ver­se zum Durch­bruch zu ver­hel­fen: „Das größ­te Pro­blem sehe ich aktu­ell bei Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten“, sagt Grün­der. Tat­säch­lich wer­den die wenigs­ten unter ihnen ans Meta­ver­se den­ken, wenn sie gesund­heit­li­che Beschwer­den haben oder medi­zi­ni­schen Rat suchen. Manch einer oder eine dürf­te sich zudem fra­gen, warum man ins Inter­net gehen soll, wenn man doch ganz real den Blind­darm ent­fer­nen will. „Wir müs­sen des­halb noch viel öfter erklä­ren, was das Meta­ver­se eigent­lich ist und wel­che Vor­tei­le jede und jeder Ein­zel­ne hat, wenn sie oder er es nutzt“, for­dert Gründer.

Mit Brille ins virtuelle Sprechzimmer

Nicht zuletzt stellt aus Grün­ders Sicht auch die tech­ni­sche Aus­stat­tung ein Hin­der­nis für brei­te­re Nut­zer­schich­ten dar. Die aktu­el­len Gerä­te sind teuer, nicht immer ein­fach zu nut­zen und in eini­gen Län­dern schlicht nicht ver­füg­bar. Vor allem im geschäft­li­chen Umfeld sieht Grün­der dabei hohes Poten­zi­al im Ein­satz der Vir­tu­al-Rea­li­ty-Bril­len – in ers­ter Linie, wenn es um Online-Ver­an­stal­tun­gen und ‑Schu­lun­gen geht. Tat­säch­lich sind eini­ge Unter­neh­men, wie nicht zuletzt die BPV Group, bereits auf den Zug auf­ge­sprun­gen und steu­ern den kom­plet­ten Ein­stel­lungs­pro­zess sowie das gesam­te Life­cy­cle-Manage­ment über Vir­tu­al- oder Augmented-Reality-Brillen.

Letzt­lich werde sich das Pro­blem mit den Bril­len aber nach und nach von selbst lösen, ist sich Grün­der sicher. So werde sich das Nadel­öhr der Ver­füg­bar­keit auf Dauer wei­ten und der Markt genü­gend Zube­hör zur Ver­fü­gung stel­len. „Wer die Gerä­te erst ein­mal pri­vat – und sei es nur für Com­pu­ter­spie­le – nutzt, der will die Bril­le spä­ter auch mit ins Büro und ins vir­tu­el­le Sprech­zim­mer im Health­ca­re Meta­ver­se nehmen.“


Martha Böckenfeld: „Internationale Organisation sollte Plattform für alle schaffen“

privat

Dr. Mar­tha Böcken­feld ist Meta­ver­se Evan­ge­lis­ta, Deka­nin und Part­ne­rin der Meta­ver­se Aca­de­my in Zürich (Schweiz) und lehrt zudem in den Berei­chen Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment, digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on, Web3 sowie Block­chain-Tech­no­lo­gie. Par­al­lel dazu enga­giert sie sich in ver­schie­de­nen Netz­wer­ken für die Kar­rie­re­chan­cen von Frau­en und gehört zu den Top 100 Women of the Future und World’s Top 200 Busi­ness & Tech­no­lo­gy Inno­va­tors. Böcken­feld blickt auf eine 20-jäh­ri­ge Kar­rie­re in der inter­na­tio­na­len Finanz­in­dus­trie zurück und war unter ande­rem Vor­stands­mit­glied der Win­ter­thur Grup­pe, CEO bei Klein­wort Ben­son, Auf­sichts­rats­mit­glied bei Unicre­dit und Vor­stands­mit­glied der UBS Schweiz für digi­ta­le Platt­for­men und Marktplätze. 

Spätestens als Dr. Martha Böckenfeld 2015 in London ihre erste Virtual-Reality-Brille aufsetzte, begann ihr Interesse für das, was erst später „Metaverse“ genannt wurde. Der Grund, warum sie diese erste virtuelle Erfahrung so sehr prägte, war ihr damaliges berufliches Steckenpferd: das Thema Kundenerwartung. „Mir war im Grunde sofort klar, dass diese neue Technik die Kundenerwartungen einmal ebenso stark verändern würde, wie es zuvor Netflix und Amazon getan hatten.“ Böckenfeld wollte deshalb unbedingt mehr über dieses Thema wissen.

Science-Fiction wird Realität

Mitt­ler­wei­le weiß sie mehr über das „Health­ver­se“, wie sie es nennt. Dazu gehört auch, dass ein umfas­sen­des Health­ver­se aktu­ell noch ferne Visi­on sei. „Aber alles, was in die­sem Moment noch Fik­ti­on ist, ist im nächs­ten bereits Rea­li­tät“, ist sich Böcken­feld sicher und fügt hinzu: „Tech­no­lo­gie ent­wi­ckelt sich heute expo­nen­ti­ell.“ Tat­säch­lich ist dank Vir­tu­al-Rea­li­ty-Tech­no­lo­gie mitt­ler­wei­le vie­les mög­lich, was man vor eini­gen Jah­ren noch als Sci­ence-Fic­tion abge­tan hätte. So gelang es bra­si­lia­ni­schen Chir­ur­gen erst im August 2022 in einer kom­pli­zier­ten, 27-stün­di­gen Ope­ra­ti­on, erfolg­reich ein sia­me­si­sches Zwil­lings­paar zu tren­nen. Zuvor hat­ten Exper­ten mit CT- und MRT-Scans vir­tu­el­le Abbil­der der Zwil­lin­ge ange­fer­tigt; mit VR-Bril­len konn­ten die Chir­ur­gen den sel­te­nen Ein­griff so über Mona­te hin­weg rea­li­täts­ge­treu üben. Hier­bei wur­den sie von zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Exper­tin­nen und Exper­ten unter­stützt, die sich von über­all in der Welt in den glei­chen vir­tu­el­len Raum zuschal­ten lie­ßen. Noor ul Owase Jee­la­ni, einer der Chir­ur­gen, war so erstaunt von der VR-Tech­nik, dass er sie im Anschluss an die Ope­ra­ti­on gegen­über der BBC als „Man-on-Mars-Zeug“ bezeichnete.

Verbinden statt separieren

Bei­spie­le wie die­ses bele­gen das Poten­zi­al, das die vir­tu­el­le Welt gera­de im Gesund­heits­be­reich bie­tet. Sie lässt die Gren­zen von Zeit und Raum ver­schwin­den, bringt Fach­leu­te welt­weit zusam­men, um gemein­sam Lösun­gen zum Wohle von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten zu ent­wi­ckeln – all das ist schon heute Rea­li­tät. Und den­noch kri­ti­siert Böcken­feld, dass das aktu­el­le Health­ver­se in ers­ter Linie aus einer Viel­zahl sepa­ra­ter Anwen­dun­gen besteht, die nicht mit­ein­an­der ver­bun­den sind. „Was fehlt, ist die Inter­ope­ra­bi­li­tät, das ganze Health-Care-Eco­sys­tem ist nicht mit­ein­an­der verwoben.“

Zwar wür­den inter­na­tio­na­le Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men lie­bend gerne eine Platt­form zur Ver­fü­gung stel­len, die alle Anwen­dun­gen und Vir­tu­al-Rea­li­ty-Lösun­gen in sich ver­eint. Doch aus Böcken­felds Sicht wäre das nur die zweit­bes­te Lösung. „Bes­ser wäre es, eine unab­hän­gi­ge, glo­ba­le Orga­ni­sa­ti­on damit zu betrau­en, die digi­ta­le Infra­struk­tur des Health­ver­se allen Play­ern zur Ver­fü­gung zu stel­len.“ Auch wenn das nicht alle Pro­ble­me löse, die sich einem umfas­sen­den Health­ca­re Meta­ver­se entgegenstellen.

Datenqualität bestimmt den Mehrwert

Wie viele inno­va­ti­ve Pro­jek­te im Gesund­heits­sek­tor wäre auch das glo­ba­le Health­ver­se stark daten­ge­trie­ben. „Das ist ein Pro­blem, denn in jedem Land gibt es ande­re Regu­la­ri­en beim Umgang mit Daten.“ Damit nicht genug: Die Daten einer jeden Pati­en­tin, eines jeden Pati­en­ten sind heute in der Regel an den unter­schied­lichs­ten Orten ver­teilt – sie lie­gen bei diver­sen Ärz­ten, in Kli­ni­ken, auf Smart­phones und ande­ren Weara­bles. „In Zukunft muss sich aber jeder Nut­zer als Eigen­tü­mer sei­ner Daten ver­ste­hen und diese an einem Ort bün­deln“, for­dert Böckenfeld.

Ein sol­cher Ort könn­te ein „digi­ta­les Wal­let“ sein, sagt Böcken­feld. Die dort gesam­mel­ten Daten reflek­tie­ren jeweils den kom­plet­ten Lebens­zy­klus ihres Besit­zers oder ihrer Besit­ze­rin. Sie stel­len so den Kern des­sen dar, was Böcken­feld als „digi­ta­le Iden­ti­tät“ bezeich­net. „Mit die­ser Iden­ti­tät lässt sich bei­spiels­wei­se ein digi­ta­ler Zwil­ling erstel­len, mit dem sich abschät­zen lässt, was einem in einer kon­kre­ten Situa­ti­on gut­tut und was eher nicht.“ Auch der Ein­tritt des eige­nen Ava­tars ins glo­ba­le Health­ver­se macht erst mit die­sen Daten rich­tig Sinn. Denn es sind nicht zuletzt Daten, die Gesund­heits­an­wen­dun­gen brau­chen, um einen Mehr­wert für Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten zu schaffen.


Josef Bartl: „Das Metaverse ist bereits in der klinischen Praxis angekommen“

Alexander Beck

Josef Bartl lei­tet den Bereich Cor­po­ra­te Stra­tegy und M&A bei Brain­lab, einem füh­ren­den Anbie­ter von digi­ta­ler Medi­zin­tech­no­lo­gie mit Sitz in der süd­deut­schen Metro­po­le Mün­chen. Bartl ver­ant­wor­tet in sei­ner Posi­ti­on stra­te­gi­sche Pro­jek­te und Trans­ak­tio­nen, die die füh­ren­de Rolle von Brain­lab im Bereich der daten­ge­trie­be­nen Medi­zin wei­ter aus­bau­en. So über­nahm Brain­lab im Jahr 2020 unter sei­ner Feder­füh­rung den Video­spiel­spe­zia­lis­ten Level Ex mit Sitz in Chi­ca­go und konn­te sein Port­fo­lio im Bereich der medi­zi­ni­schen Fort­bil­dung damit deut­lich stär­ken. Vor sei­ner Zeit bei Brain­lab war Josef Bartl im Bereich M&A Advi­so­ry tätig. Er hat VWL an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen (LMU) studiert.

Brainlab dürfte einer der deutschen Technologiekonzerne sein, die das Healthcare Metaverse seit seinen ersten Ideen praktisch mitgestalten. „Wenn wir uns heute anschauen, was die tatsächlichen Metaverse-Applikationen ausmacht, kann man im Grunde sagen, dass wir hier schon länger aktiv sind, als der Begriff in der Branche kursiert“, sagt Josef Bartl, Vice President Corporate Strategy und M&A bei Brainlab.

Bartl weist dar­auf hin, dass der Begriff „Meta­ver­se“ durch­aus viel­schich­ti­ge Bedeu­tun­gen hat. Er selbst ver­steht dar­un­ter in ers­ter Linie die Ver­schmel­zung der rea­len Welt mit Daten. „Aus die­sem Pro­zess resul­tie­ren dann neue Mög­lich­kei­ten“, sagt Bartl, „neue Mög­lich­kei­ten, Daten ein­drucks­voll zu ver­an­schau­li­chen, mit den Dar­stel­lun­gen der Daten zu inter­agie­ren und diese Dar­stel­lun­gen als Basis zur Kol­la­bo­ra­ti­on und Ent­schei­dungs­fin­dung zu nut­zen.“ Bei der Bedeu­tung, die Bartl den Daten im Meta­ver­se zuspricht, wun­dert es nicht, dass er sich vor allem mehr davon wünscht: „Je mehr Daten zur Ver­fü­gung ste­hen, desto bes­ser sind die Apps, die wir ent­wi­ckeln kön­nen.“ Und je mehr Daten die Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen zu einer Behand­lung mit­brin­gen, desto bes­ser kön­nen diese Apps ein­ge­setzt wer­den. Im Grun­de, so Bartl, sei das Meta­ver­se „ein Raum, den es mit Daten zu fül­len gilt“.

Bartl stellt sei­ner engen Defi­ni­ti­on des Meta­ver­se aber auch eine brei­te­re gegen­über: die Visi­on einer umfas­sen­den, digi­ta­len Par­al­lel­welt. Aller­dings ver­fan­gen diese Vor­stel­lun­gen laut Bartl vor­nehm­lich im Enter­tain­ment­be­reich. Dort also, wo es um Fra­gen geht wie: Kann ich vir­tu­ell Kon­zer­te besu­chen? Oder kann ich vir­tu­ell ver­rei­sen? Hier stehe das gemein­sa­me Erle­ben in einem vir­tu­el­len Raum im Vor­der­grund. Im Gesund­heits­kon­text mache die Vor­stel­lung eines umfas­sen­den Meta­ver­se hin­ge­gen kei­nen Sinn. „In einer Welt mit spe­zi­fi­schen gesund­heit­li­chen Pro­blem­stel­lun­gen muss eine Meta­ver­se-Appli­ka­ti­on statt­des­sen gezielt auf eine Erkran­kung bezie­hungs­wei­se eine Behand­lungs­me­tho­de aus­ge­rich­tet sein“, sagt Bartl. „Ich glau­be auch nicht, dass sich das in der abseh­ba­ren Zukunft ändern wird.“

Patienten und ihre Modelle

Dass sich im Rah­men der engen Meta­ver­se-Defi­ni­ti­on bereits erfolg­rei­che Geschäf­te machen las­sen, hat Brain­lab durch zahl­rei­che Apps bereits gezeigt. Die Münch­ner haben sich dabei vor allem auf Tech­no­lo­gien spe­zia­li­siert, die Arbei­ten rund um den OP ver­bes­sern sol­len. Ein Bei­spiel ist der „Vir­tu­al Tech­ni­cal Guide“ von Level Ex, einem Toch­ter­un­ter­neh­men von Brain­lab. Die Anwen­dung lie­fert ein drei­di­men­sio­na­les, inter­ak­ti­ves Modell des Men­schen, der behan­delt wird. Da sie gleich­zei­tig die Instru­men­te anzeigt, die bei einer Ope­ra­ti­on ein­ge­setzt wer­den kön­nen, hilft sie Medi­zi­ne­rin­nen und Medi­zi­nern, sich gezielt auf einen Ein­griff vor­zu­be­rei­ten. In naher Zukunft soll die Tech­no­lo­gie auch wäh­rend der Ope­ra­ti­on ein­ge­setzt wer­den und so den jeweils nächs­ten chir­ur­gi­schen Schritt im 3D-Modell visua­li­sie­ren. Doch machen diese Eigen­schaf­ten die Appli­ka­ti­on tat­säch­lich zu einer Meta­ver­se-App? Laut Bartl ist das keine Frage. „Die Anwen­der inter­agie­ren in Echt­zeit mit dem 3D-Modell, außer­dem las­sen sich via App wei­te­re exter­ne Fach­leu­te par­al­lel hin­zu­schal­ten.“ Inter­ak­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on also – da sind sie wie­der, Bartls Defi­ni­ti­ons­kri­te­ri­en für das Metaverse.

Auch im wei­te­ren Vor­feld einer Ope­ra­ti­on kön­nen Appli­ka­tio­nen aus dem Meta­ver­se hilf­reich sein, zum Bei­spiel in der Radio­lo­gie. So ent­wi­ckelt Brain­lab aus MRT- oder CT-Scans 3D-Model­le der Ana­to­mie. Aus­ge­stat­tet mit Aug­men­ted-Rea­li­ty-Bril­len kann die Ärz­tin oder der Arzt der betrof­fe­nen Per­son anhand des Holo­gramms anschau­lich und rea­li­täts­nah erklä­ren, wie die Ope­ra­ti­on ablau­fen wird. „Das tie­fe­re Ver­ständ­nis ver­min­dert die Unsi­cher­heit bei den Betrof­fe­nen. Es schafft Akzep­tanz und erzeugt Ver­trau­en in die jewei­li­ge ärzt­lich emp­foh­le­ne Vor­ge­hens­wei­se“, erklärt Bartl den Vor­teil für alle Beteiligten.

Das ein­mal erstell­te 3D-Modell kann spä­ter auch wäh­rend der Ope­ra­ti­on ein­ge­setzt wer­den. In die Oku­la­re der OP-Mikro­sko­pe wer­den kri­ti­sche Struk­tu­ren wie Ner­ven­bah­nen ein­ge­blen­det, auf die es bei der Ope­ra­ti­on zu ach­ten gilt. Das Ver­fah­ren hat aller­dings nichts mit dem Meta­ver­se zu tun, son­dern ist bereits seit der Jahr­tau­send­wen­de eta­bliert. Laut Bartl wird es von einer vier­stel­li­gen Zahl an Kun­den genutzt. Aktu­ell arbei­tet Brain­lab an einer Mög­lich­keit, die es erlaubt, das ana­to­mi­sche Holo­gramm kom­plett in den Ope­ra­ti­ons­saal mit­zu­neh­men – bes­ten­falls ange­rei­chert mit wei­te­ren nütz­li­chen Daten.

An die Hochschulen denken

Trotz der umfas­sen­den Dar­stel­lungs­wei­se der 3D-Model­le und der Mög­lich­keit, mit ihnen zu inter­agie­ren – nicht alle Fach­leu­te sind sol­chen Lösun­gen gegen­über auf­ge­schlos­sen. „Viele Ärz­tin­nen und Ärzte arbei­ten wei­ter­hin mit 2D-Schnitt­bil­dern und tref­fen auf die­ser Basis ihre Ent­schei­dun­gen“, sagt Bartl. Ein ech­ter Durch­bruch für das Meta­ver­se, wie es Brain­lab defi­niert, wäre es des­halb, wenn das 3D-Ver­ständ­nis schon in die kli­ni­sche Aus­bil­dung inte­griert würde. „Das ist aktu­ell lei­der nur sel­ten der Fall, meis­tens kom­men ange­hen­de Medi­zi­ne­rin­nen und Medi­zi­ner erst sehr spät wäh­rend ihrer kli­ni­schen Pra­xis mit drei­di­men­sio­na­len Dar­stel­lun­gen von Pati­en­ten-Bild­da­ten in Kon­takt, häu­fig durch unse­re Applikationen.“

Bartl hofft, dass sich das bald ändert und die Anwen­dun­gen des Meta­ver­se in naher Zukunft auch die medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung bestim­men. Aus sei­ner Sicht würde eine ent­spre­chen­de Inte­gra­ti­on nicht nur zu einer Ver­bes­se­rung, son­dern auch zu einer Demo­kra­ti­sie­rung der uni­ver­si­tä­ren Aus­bil­dung füh­ren. „Ent­spre­chen­des Fach­wis­sen wird nicht mehr nur für Stu­die­ren­de an spe­zi­el­len und mög­li­cher­wei­se teu­ren Uni­ver­si­tä­ten, son­dern durch Meta­ver­se-Apps über­all zur Ver­fü­gung ste­hen.“ Eine Visi­on, die die Hei­lungs­chan­cen vie­ler Betrof­fe­ner ver­bes­sern würde – ganz ohne die umfas­sen­de Platt­form für alle.


So verbessert das Metaverse die Behandlung

  • Kompetenzen bündeln: Medizinisches Personal auf der ganzen Welt kann sich in digitalen Räumen austauschen und sich virtuell bei Operationen gegenseitig unterstützen.
  • Operationsvorbereitung: Durch Hologramme der Patientenanatomie hat das Klinikpersonal die Möglichkeit, sich gezielt und am konkreten Fall auf einen Eingriff vorzubereiten.
  • Operationsbegleitung: Mit Augmented-Reality-Brillen erhalten Chirurgen wichtige Zusatzinformationen und auf Wunsch Schritt-für-Schritt-Hinweise zum anstehenden Eingriff.
  • Fortbildung: Durch den Einsatz digitaler Zwillinge etwa von CT- oder MRT-Geräten kann praxisnah geschult werden, ohne die teuren und oft ausgebuchten radiologischen Anlagen dabei zu blockieren. Auch über Metaverse-Apps finden bereits virtuelle Schulungen statt.
  • Patientengespräch: Mit Virtual-Reality-Brillen und 3D-Modellen kann medizinisches Personal den Patientinnen und Patienten Krankheitsbilder und einzuleitende Maßnahmen besser veranschaulichen.
  • Neue Therapien: Durch das Sammeln von Daten etwa von Smartwatches oder Wearables können ganz neue Therapien entwickelt werden. Ob und wo das gelingt, hängt nicht zuletzt von Restriktionen durch die Datenschutzgesetze des jeweiligen Landes ab.
  • Ansprache verbessern: Mit einer Metaverse-Präsenz und Avataren lassen sich vor allem jüngere Zielgruppen besser ansprechen und für eine fortschrittliche Behandlung gewinnen, weil digitale Lösungen ihrer Lebenswirklichkeit mehr entsprechen.
  • Fernüberwachung: Medizinisches Personal kann den Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten durch Metaverse-Apps kontinuierlich überwachen – auch, wenn diese in abgelegenen oder unterversorgten Gebieten leben.
  • Virtual-Reality-Therapie: Individuelle Therapiesitzungen im virtuellen Raum kommen bereits bei psychischen Erkrankungen, etwa bei Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen, zum Einsatz.
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