Industriegüter

Wildes Wasser – die Quelle des Erfolgs

Seit mehr als 200 Jahren ist Nachhaltigkeit Teil der DNA des Familienunternehmens Duravit. Langlebige Produkte, ein achtsamer Umgang mit Ressourcen, vor allem Wasser, sowie die Vermeidung von CO₂-Emissionen sind die gelebte Praxis. Jetzt geht es um die Zukunft und die Strategie bis zum Jahr 2045.

08/2023

Hoch hinaus: Stephan Tahy, CEO bei Duravit, steht auf der firmeneigenen Aussichtsplattform – der wohl größten Toilette der Welt – am Unternehmenssitz in Hornberg. Ambitionierte Ziele hat sich Tahy auch beim Thema Nachhaltigkeit gesetzt und treibt sie engagiert im Unternehmen voran. Porsche Consulting/Marco Prosch

Der Gebirgs­fluss Gut­ach schlän­gelt sich mit kräf­ti­ger Strö­mung durch das male­ri­sche Horn­berg, eine im Süden Deutsch­lands, im Mitt­le­ren Schwarz­wald, gele­ge­ne 5.000-Einwohner-Kleinstadt. Eine Urlaubs­re­gi­on. Nur 18 Kilo­me­ter Fuß­marsch sind es bis zur Quel­le. Auf ihrem Weg pas­siert die wilde Gut­ach das Werks­ge­län­de eines Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­mens, das schon seit mehr als 200 Jah­ren dort behei­ma­tet und tief in der Regi­on ver­wur­zelt ist: Dur­avit. Für den renom­mier­ten und glo­bal agie­ren­den Bad- und Sani­tär­her­stel­ler stellt der Fluss eine wich­ti­ge Quel­le bei der ener­gie­in­ten­si­ven Kera­mik­pro­duk­ti­on dar. Dass dabei die wert­vol­len Was­ser­res­sour­cen mög­lichst scho­nend ein­ge­setzt und im Pro­duk­ti­ons­kreis­lauf ste­tig wie­der­ver­wer­tet wer­den, hat für den Kera­mik­her­stel­ler abso­lu­te Prio­ri­tät. Schon seit den Unter­neh­mens­an­fän­gen spielt ein nach­hal­ti­ges unter­neh­me­ri­sches Han­deln aus der Über­zeu­gung her­aus für Dur­avit eine wich­ti­ge Rolle – und liegt in den Genen des Markenherstellers.

Mit kräftiger Strömung schlängelt sich der Gebirgsfluss Gutach durch die Schwarzwald-Stadt Hornberg – mitten durch das Werksgelände von Duravit. Für den global agierenden Bad- und Sanitärhersteller stellt der Fluss eine wichtige Quelle bei der Keramikproduktion dar. Porsche Consulting/Marco Prosch

Aber das allein reicht Ste­phan Tahy, seit 2020 CEO bei Dur­avit, nicht aus: Um das Thema Nach­hal­tig­keit bei Dur­avit auf die Zukunft aus­zu­rich­ten, als Leit­li­nie allen unter­neh­me­ri­schen Tuns zu for­cie­ren und künf­ti­ge Anfor­de­run­gen zu erfül­len, hat er Nach­hal­tig­keit in den stra­te­gi­schen Unter­neh­mens­zie­len und den Mar­ken­wer­ten von Dur­avit fest­ge­schrie­ben. Dur­avit fokus­siert sich auf vier der ins­ge­samt 17 Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDGs), die von den Ver­ein­ten Natio­nen in der „Agen­da 2030“ fest­ge­legt wur­den: nachhaltige/r Kon­sum und Pro­duk­ti­on, sau­be­res Was­ser und Sani­tär­ein­rich­tun­gen, Maß­nah­men zum Kli­ma­schutz sowie Gesund­heit und Wohl­erge­hen. Das über­ge­ord­ne­te Ziel in punc­to Nach­hal­tig­keit: CO₂-neu­tral bis 2045 zu sein.

Designbäder aus dem Schwarzwald für die ganze Welt

Die Duravit AG ist einer der international führenden Hersteller von Designbädern und ist in mehr als 130 Ländern aktiv. Sie hat ihren Sitz im süddeutschen Hornberg, im Schwarzwald, und ist mit insgesamt zwölf Produktionsstätten in Deutschland, Frankreich, China, Indien, Ägypten und Tunesien vertreten. Mit weltweit rund 7.000 Mitarbeitenden erwirtschaftete der Gesamtbadhersteller im Jahr 2022 einen Umsatz von 715,8 Millionen Euro. Die Anfänge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1817 zurück, als Firmengründer Georg Friedrich Horn eine Steingut-Fabrik in Hornberg errichtete. Die Fertigung konzentrierte sich zunächst auf Geschirr und wurde später um Sanitärprodukte erweitert. Im Jahr 1950 wurde die Produktion dann von Steingut auf Sanitärporzellan umgestellt. Seit 1960 ist das Unternehmen in der Sanitärwelt unter dem Namen Duravit bekannt. Neben Sanitärkeramik umfasst das Produktportfolio des Komplettbadanbieters heute auch Badmöbel, Dusch- und Badewannen, Wellnesssysteme, Dusch-WCs, Armaturen und Accessoires sowie Installationssysteme.
Zu Besuch bei Jürgen Aberle, Fertigungsleiter der Vorfertigung, in der Produktionsstätte in Schenkenzell: Für die Produktion der Badmöbel werden überwiegend Hölzer aus einheimischen Beständen verwendet, die aus PEFC-zertifizierter und somit nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Porsche Consulting/Marco Prosch
Bei Duravit werden die Badmöbel erst gefertigt, wenn der Kundenauftrag vorliegt. In der Konfektionierung werden die Teile passgenau zusammengestellt. Jürgen Aberle wirft einen letzten Blick auf die Bestellung: Er prüft, ob alle Teile vollständig sind, bevor sie in die weitere Verarbeitung gehen. Porsche Consulting/Marco Prosch
Qualitätsmerkmal: Am Ende der Montage, wird jedes Möbelstück mit dem Markenzeichen „Duravit“ ausgestattet. Wie auch bei den Sanitärkeramiken, legt Duravit bei den Badmöbeln Wert auf eine lange Lebensdauer der Produkte. Porsche Consulting/Marco Prosch

„Dura“ ist der Kern der Mission

Schon mit Blick auf den Mar­ken­na­men Dur­avit wird der Bezug zum Thema Nach­hal­tig­keit deut­lich. In Dur­avit steckt das Wort „Dura“, das für Lang­le­big­keit – und somit für einen nach­hal­ti­gen Umgang mit Res­sour­cen – steht. Damit setzt der Gesamt­bad­her­stel­ler einen Gegen­pol zur Weg­werf­men­ta­li­tät: „Das ist einer unse­rer größ­ten Bei­trä­ge zum Thema Nach­hal­tig­keit. Wir ste­hen für Pro­duk­te, die man ein Leben lang nut­zen kann“, sagt Ste­phan Tahy. Dur­avit ist nach eige­nen Anga­ben der ein­zi­ge Anbie­ter, der sei­nen Kun­din­nen und Kun­den lebens­lan­ge Garan­tie auf die Kera­mik gibt. Neben Sani­tär­pro­duk­ten pro­du­ziert das Fami­li­en­un­ter­neh­men seit 1992 im Werk in Schen­ken­zell, 30 Kilo­me­ter von der Zen­tra­le in Horn­berg ent­fernt, hoch­wer­ti­ge Bad­mö­bel. Auch hier legt das Unter­neh­men Wert auf eine lange Lebens­dau­er und die Ver­wen­dung von Höl­zern aus ein­hei­mi­schen Bestän­den, die aus einer PEFC-zer­ti­fi­zier­ten und somit nach­hal­ti­gen Forst­wirt­schaft stammen.

Exzel­len­tes und viel­fach aus­ge­zeich­ne­tes Design ist seit Jahr­zehn­ten eines der Allein­stel­lungs­merk­ma­le von Dur­avit und zählt neben Nach­hal­tig­keit, Exzel­lenz und soge­nann­tem Well­be­ing zu den vier Kern­wer­ten der Marke. „Unser Anspruch dabei: ein zeit­lo­ses Design zu schaf­fen. Das schließt für uns aus, hier mal einen Trend mit­zu­neh­men oder da mal einen Schnör­kel dran­zu­ma­chen. Wir sagen: Ein zeit­lo­ses Design ist Teil unse­rer DNA“, erklärt der CEO. Darum arbei­tet Dur­avit glo­bal mit iko­ni­schen Desi­gnern, wie Phil­ip­pe Starck, in lang­jäh­ri­ger Koope­ra­ti­on zusam­men, die eine Zeit­lo­sig­keit der Pro­duk­te garantieren.

Inspiration für Besucher aus aller Welt: Im Duravit Design Center in Hornberg können Interessierte die Produktvielfalt von Duravit erleben. Das Ziel des Gesamtbadherstellers: für Kundinnen und Kunden einen Ort des Wohlfühlens zu schaffen. Ganz nach dem Motto „Update your everyday“. Porsche Consulting/Marco Prosch
Das Design Center verfügt über eine Vielzahl unterschiedlich gestalteter Ausstellungsflächen inklusive sechs hauseigener Testbäder. Eine kompetente Beratung darf da nicht fehlen: Fachberaterin Alexandra Wild, Badplanerin bei Duravit, unterstützt die Kundinnen und Kunden bei der individuellen Badgestaltung. Porsche Consulting/Marco Prosch
Entworfen wurde das Duravit Design Center von Architekt und Designer Philippe Starck, dem Schöpfer vieler preisgekrönter Duravit-Bad-Klassiker. Als ikonischer Designer legt er besonderen Wert auf eine zeitlose – und somit auch nachhaltige – Gestaltung der Produkte. Porsche Consulting/Marco Prosch
Waschbecken-Armaturen zählen ebenfalls zum Portfolio des Gesamtbadanbieters. Auch hier hat Duravit ressourcensparende Technologien entwickelt: Durch die innovative FreshStart-Funktion fließt in der Mittelstellung des Griffs ausschließlich kaltes Wasser, was einen geringeren Energieverbrauch bewirkt. Bei den Armaturen mit MinusFlow-Funktion wird der Wasserverbrauch deutlich reduziert (3,5 anstatt 5,0 l/min).Porsche Consulting/Marco Prosch

Neben einer mög­lichst hohen Lang­le­big­keit der Pro­duk­te spielt aber auch das Thema Recy­cling eine große Rolle. Das fängt schon bei der Pro­dukt­ent­wick­lung an: „Jedes neue Pro­dukt wird bei uns in Zukunft in Rich­tung Nach­hal­tig­keit kri­tisch geprüft“, betont Tahy. Ent­stan­den ist dar­aus ein ers­tes Vor­zei­ge­pro­dukt: Sust­a­no. Die erste recy­cling­fä­hi­ge Dusch­wan­ne aus Mine­ral­guss stellt am Markt bis dato eine echte Pro­dukt­neu­heit dar. Wei­ter geht es in der Pro­duk­ti­on: Über eine Zen­tri­fu­ge wer­den bereits heute im Kera­mik­werk im ost­deut­schen Mei­ßen im lau­fen­den Pro­duk­ti­ons­pro­zess über 200 Ton­nen Roh­stof­fe aus der Masse her­aus­ge­fil­tert, die ansons­ten als Fer­ti­gungs­ab­fall ent­sorgt wer­den müss­ten. Anschlie­ßend wer­den diese Stof­fe wie­der der Pro­duk­ti­on zuge­führt. Am Stand­ort Horn­berg las­sen sich so ab 2024 durch die Instal­la­ti­on der geplan­ten Zen­tri­fu­ge fast zehn Pro­zent des Mate­ri­al­ein­sat­zes zurück­ge­win­nen. Das ent­spricht ins­ge­samt 550 Ton­nen pro Jahr bei einer jähr­li­chen Pro­duk­ti­ons­men­ge von rund 6.500 Ton­nen. Auch bei der Aus­lie­fe­rung der Pro­duk­te wird auf eine hohe Recy­cling­fä­hig­keit geach­tet: So wer­den Ver­pa­ckungs­kar­to­na­gen mit dem maxi­mal mög­li­chen Recy­cling­an­teil her­ge­stellt, und der Anteil an Kunst­stoff­ver­pa­ckun­gen ste­tig reduziert.

In der Entwicklung wird jedes neue Produkt kritisch auf Nachhaltigkeit geprüft. Eine besondere Rolle nimmt dabei auch das Recycling ein. So entstand ein Vorzeigeprodukt: Sustano, die erste recyclingfähige Duschwanne aus Mineralguss. Porsche Consulting/Marco Prosch
Auf jeden Tropfen kommt es an: Darum feilt Duravit fortlaufend an der Technologie, um den Wasserverbrauch bei den WC-Spülungen in Zukunft noch weiter zu senken. In den letzten zehn Jahren konnten so rund 290 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr eingespart werden. Porsche Consulting/Marco Prosch

Jeder Tropfen zählt

In punc­to Was­ser­ver­brauch und ‑auf­be­rei­tung hat Dur­avit bereits eini­ge Nach­hal­tig­keits­er­fol­ge vor­zu­wei­sen: Der Kera­mik­her­stel­ler konn­te die not­wen­di­ge Was­ser­men­ge bei WC-Spü­lun­gen von 6 Liter auf 4,5 bezie­hungs­wei­se 3 Liter redu­zie­ren. So ist es Dur­avit gelun­gen, über die in Euro­pa in den letz­ten zehn Jah­ren ver­kauf­ten Toi­let­ten rund 290 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Was­ser pro Jahr ein­zu­spa­ren – und das bei gleich gutem Spü­l­er­geb­nis. Ste­phan Tahy: „Aber damit geben wir uns nicht zufrie­den. Wir arbei­ten wei­ter an der Tech­no­lo­gie, um den Was­ser­ver­brauch in Zukunft noch mehr zu sen­ken.“ Auch in der Pro­duk­ti­on ist es gelun­gen, die Was­ser­auf­be­rei­tung zu opti­mie­ren. So wer­den heute schon 60 Pro­zent des benö­tig­ten Was­ser­be­darfs im Horn­ber­ger Pro­duk­ti­ons­werk durch die Wie­der­ver­wen­dung von soge­nann­tem Kreis­lauf­was­ser gedeckt. Ein beson­de­res Anlie­gen des CEO: sei­nen Mit­ar­bei­ten­den welt­weit Zugang zu sau­be­rem Trink­was­ser zu ermög­li­chen – ins­be­son­de­re in Regio­nen, in denen das keine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist, etwa am Stand­ort in Indi­en. Auf dem Werks­ge­län­de in Indi­en ver­sorgt eine Was­ser­ent­nah­me­stel­le die Mit­ar­bei­ten­den und ihre Fami­li­en mit wert­vol­lem Trinkwasser.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, vor allem Wasser, hat für Duravit oberste Priorität. Darum prüfen Instandhalter Hans Schwarzwälder und seine Kolleginnen und Kollegen täglich den Feststoffgehalt des in das öffentliche Netz abgeleiteten Abwassers. Porsche Consulting/Marco Prosch
Auch im weiteren Produktionsprozess wird auf einen ressourcenschonenden Umgang geachtet: Die entstehenden Fertigungsabfälle werden über eine Zentrifuge herausgefiltert und anschließend wieder der Produktion zugeführt. Porsche Consulting/Marco Prosch
In der Gießerei werden die gegossenen Keramiken aus den Formen genommen und zur Trocknung auf einem sogenannten Wendelager vorbereitet. Um ein Festkleben der Keramik und somit die Entstehung von Rissen zu verhindern, werden diese mit dem Mineral Talk bestäubt.Porsche Consulting/Marco Prosch
Produktionsleiter Andreas Lotz gibt Einblick in die weitere Verarbeitung: Bevor die Keramik im Ofen gebrannt wird, wird sie mithilfe einer Mikrogasturbine vorgewärmt. Das reduziert die Brenndauer im Ofen und somit den Energieverbrauch. Porsche Consulting/Marco Prosch
Im Brennofen wird die Keramik bei der hohen Temperatur von 1.280 Grad Celsius ausgehärtet. Betrieben wird dieser aktuell noch durch den Brennstoff Gas. In Zukunft könnte sich das ändern: Duravit arbeitet bereits intensiv an neuen Technologien, durch die der CO₂-Ausstoß beim Brennvorgang gesenkt werden kann. Porsche Consulting/Marco Prosch
Vorbereitung für die Glasur: Damit die Keramik am Ende eine glatte, makellose Oberflächenstruktur erhält, trägt Rohkontrolleur Ahmad Khalil Unebenheiten mithilfe eines rauen Vlieses sorgfältig ab. Porsche Consulting/Marco Prosch
Im weiteren Verarbeitungsschritt wird die Keramik von Glasierer Paul Mada mit einer Glasur veredelt. Dieser Vorgang sorgt für eine Glättung der Oberfläche und dichtet die Keramik zusätzlich gegen Flüssigkeiten ab. Porsche Consulting/Marco Prosch
Dem geschulten Auge von Sortierer Ivan Bartolic entgeht nichts: Die fertigen Sanitärkeramiken werden nach der Fertigstellung ausgiebig auf Qualitätsmängel untersucht, bevor sie für die Auslieferung freigegeben werden.Porsche Consulting/Marco Prosch
Nachhaltig bis zum letzten Schritt in der Kette: Für den Versand der Produkte werden Verpackungskartonagen mit dem maximal möglichen Recyclinganteil verwendet. Auch der Anteil an Kunststoffverpackungen wird stetig reduziert. Porsche Consulting/Marco Prosch

In Kanada entsteht ein klimaneutrales Werk

Ein ambi­tio­nier­tes Ziel hat sich der CEO auch für den Kli­ma­schutz gesetzt: Ab dem Jahr 2045 will Dur­avit aus­schließ­lich CO₂-neu­tral han­deln – und das ent­lang der gesam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te. Das stellt für die Kera­mik­pro­duk­ti­on, die bei der Behei­zung der Brenn­öfen noch stark vom Roh­stoff Gas abhän­gig ist, kein leich­tes Unter­fan­gen dar: „CO₂-Neu­tra­li­tät bis 2045 – das mag auf den ers­ten Blick nicht ehr­gei­zig klin­gen. Das ist es aber, da die Errei­chung die­ses Ziels mit einem gro­ßen Tech­no­lo­gie­sprung ver­bun­den ist. Wir müs­sen neue Tech­no­lo­gien defi­nie­ren, um Kera­mik zu bren­nen – und sind gera­de dabei, einen Quan­ten­sprung zu implementieren.“

Der 13. Juli 2023 stell­te für das Unter­neh­men einen wich­ti­gen Tag dar auf dem Weg in Rich­tung nach­hal­ti­ge Zukunft: Am Stand­ort Mat­a­ne in der kana­di­schen Pro­vinz Qué­bec wurde der Grund­stein für die erste kli­ma­neu­tra­le Kera­mik-Pro­duk­ti­ons­stät­te welt­weit gelegt. Zukünf­tig sol­len dort bis zu 450.000 Kera­mik­tei­le pro Jahr für den nord­ame­ri­ka­ni­schen Markt pro­du­ziert wer­den. Damit wird Dur­avit zum Pio­nier der Bran­che: Erst­ma­lig kommt ein elek­tri­scher Brenn­ofen zum Ein­satz, der mit Strom aus rege­ne­ra­ti­ver Was­ser­kraft betrie­ben wird. Dies spart – im Ver­gleich zu einem her­kömm­li­chen Gas­ofen – bei vol­ler Aus­las­tung über 9.000 Ton­nen CO₂ pro Jahr ein. Dar­über hin­aus wer­den alle Roh­stof­fe direkt vor Ort in Kana­da sowie aus den USA bezo­gen, was kurze Trans­port­we­ge und eine nach­hal­ti­ge­re Logis­tik bedeu­tet – und damit wei­te­re CO₂-Ein­spa­run­gen von über 1.500 Ton­nen jähr­lich. „Wir sind sehr stolz dar­auf, als Vor­rei­ter einer nach­hal­ti­gen Sani­tär­in­dus­trie zu agie­ren und Ant­wor­ten auf die Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels zu geben. Damit set­zen wir Maß­stä­be für inno­va­ti­ve Lösun­gen in einer von hohem Ener­gie­ver­brauch gepräg­ten Bran­che“, sagt Ste­phan Tahy.

Vorbereitet für grünen Wasserstoff

Dar­über hin­aus ist Dur­avit tech­nisch bereits in der Lage, die Bei­mi­schung von grü­nem Was­ser­stoff zu nut­zen, sobald die­ser auf dem Markt ver­füg­bar ist. In einem Test­pro­jekt in Koope­ra­ti­on mit Linde, dem Welt­markt­füh­rer für Indus­trie­ga­se, konn­te dies simu­liert wer­den. Dadurch könn­te in Zukunft der Bedarf an fos­si­len Brenn­stof­fen in der Pro­duk­ti­on ver­rin­gert wer­den. Ein wei­te­rer Mei­len­stein auf dem Weg zur Kli­ma­neu­tra­li­tät: Bis 2030 sol­len rund 50 Pro­zent des Elek­tri­zi­täts­be­darfs an allen Stand­or­ten welt­weit durch Pho­to­vol­ta­ik erzeugt werden.

Seit mehr als 200 Jahren ist Duravit in der Schwarzwald-Region verwurzelt. Von Beginn an setzt der Designbadhersteller auf seine bewährte Local-for-Local-Strategie: „Duravit hat schon immer Wert darauf gelegt, dass der lokale Standort maximal auf lokale Ressourcen setzt“, betont Stephan Tahy. Porsche Consulting/Marco Prosch

Um Trans­port­we­ge und den damit ver­bun­de­nen CO₂-Aus­stoß mög­lichst gering zu hal­ten, setzt das Unter­neh­men welt­weit bereits seit Jahr­zehn­ten auf seine bewähr­te Local-for-Local-Stra­te­gie und die regio­na­le Nähe zu Anbie­tern und Lie­fe­ran­ten. „Dur­avit hat schon immer Wert dar­auf gelegt, dass sich der loka­le Stand­ort maxi­mal an loka­len Res­sour­cen bedient“, erklärt Ste­phan Tahy. Die loka­le Ver­wur­ze­lung zeigt sich auch im Enga­ge­ment am Hei­mat­stand­ort in Horn­berg: Der Kera­mik­her­stel­ler unter­stützt bei­spiels­wei­se Bau­ern und Bäue­rin­nen im Natur­schutz­ge­biet Schwarz­wald finan­zi­ell bei der Humus­ge­win­nung. Rege­ne­ra­tiv bewirt­schaf­te­ter Boden wird von den Bau­ern mit Humus ange­rei­chert, durch den wie­der­um CO₂ gebun­den wird. Tahy: „Wir leis­ten damit vor Ort einen Bei­trag zur Nach­hal­tig­keit – für uns ist die­ses Enga­ge­ment etwas Authen­ti­sches, das zu uns passt.“

Managementberatung von Porsche Consulting

"Der Duravit-Weg Richtung Nachhaltigkeit"

Marcus Staudt, HSE-Manager bei Duravit (links), und Thorsten Ertel, Senior Manager bei Porsche Consulting (Mitte), im Austausch mit Duravit-CEO Stephan Tahy. Gemeinsam treiben sie das Thema Nachhaltigkeit bei Duravit voran.Porsche Consulting/Marco Prosch
Um Nachhaltigkeit bei Duravit auf die Zukunft ausrichten, holte Stephan Tahy, CEO bei Duravit, 2021 die Managementberatung Porsche Consulting mit an Bord. Das Ziel: eine Nachhaltigkeitsstrategie bis zum Jahr 2045 zu entwickeln und den Gesamtbadhersteller bei der pragmatischen Umsetzung der Maßnahmen zu begleiten. „Wichtig war uns der Blick von außen. Wir haben in der Vergangenheit schon vieles im Bereich Nachhaltigkeit unternommen. Was uns bis dato gefehlt hat, war, das Thema strategisch und systematisch anzugehen“, sagt Tahy. In acht Wochen zur Strategie Im September 2021 startete die intensive Zusammenarbeit: In einer zweimonatigen Strategiephase arbeitete das Projektteam daran, herauszufinden, was für Duravit im Bereich Nachhaltigkeit wesentlich ist. Im ersten Schritt wurden die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Wettbewerber über ein Benchmarking analysiert. Darüber hinaus nahmen die Porsche-Beraterinnen und -Berater die bereits implementierten Nachhaltigkeitsinitiativen von Duravit unter die Lupe: „Für uns ist es entscheidend, dass die Nachhaltigkeitsstrategie und die korrespondierenden Maßnahmen auf das Unternehmen abgestimmt und im Einklang mit dem Geschäftsmodell sind. Das haben wir uns bei Duravit genau angeschaut und kritisch hinterfragt“, sagt Thorsten Ertel, Senior Manager und Nachhaltigkeitsexperte bei Porsche Consulting. Eine wichtige Erkenntnis der Analyse: Die Ressource Wasser, die sowohl in der Produktion als auch bei den Produkten des Badherstellers eine zentrale Rolle spielt, soll eine besondere Bedeutung in der Nachhaltigkeitsoffensive einnehmen. Im weiteren Verlauf wurde dann eine Strategie aufgesetzt, die von vier Säulen gebildet wird: Wasser, Klima, Ressourcen und Menschen. Zudem wurde eine Vision zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 entwickelt. Auf dieser Grundlage erarbeitete das Projektteam ein fundiertes Maßnahmenpaket. Dieses beinhaltete zu Beginn 70 Ideen, von denen 23 Initiativen ausgewählt und in einen Implementierungsfahrplan überführt wurden. Ideen werden Wirklichkeit Seit Februar 2022 begleitet das Nachhaltigkeitsteam von Porsche Consulting Duravit bei der weiteren Ausarbeitung und Umsetzung der Maßnahmen. „Uns hat besonders die Struktur und Systematik beeindruckt, mit denen die Beraterinnen und Berater vorgegangen sind“, beschreibt Marcus Staudt, HSE-Manager und verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit bei Duravit, die Zusammenarbeit mit Porsche Consulting. „Das Team hat uns immer wieder neue Impulse gegeben und war sehr stark bei der pragmatischen Umsetzung der entwickelten Initiativen.“ Konkrete Resultate sind greifbar: So entstand zum Beispiel aus der Idee, aus Abfall neue Produkte zu gestalten, das Projekt zur Wiederverwendung von Rohstoffen über eine Zentrifuge. Bereits heute werden im Keramikwerk im ostdeutschen Meißen über die Zentrifuge im laufenden Produktionsprozess über 200 Tonnen Rohstoffe aus der Masse herausgefiltert und anschließend wieder der Produktion zugeführt. Am Standort Hornberg lassen sich ab 2024 durch die Installation der geplanten Zentrifuge fast zehn Prozent des Materialeinsatzes zurückgewinnen. Das entspricht insgesamt 550 Tonnen pro Jahr bei einer jährlichen Produktionsmenge von rund 6.500 Tonnen. Fortschritt zum Nachlesen Darüber hinaus unterstützen die Beraterinnen und Berater den Keramikhersteller bei zwei weiteren Arbeitspaketen: der Erstellung einer Roadmap zur Dekarbonisierung sowie der strukturellen und inhaltlichen Gestaltung des Nachhaltigkeitsberichts 2023. Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung nimmt für Unternehmen stetig zu: „Mit der im Januar 2023 in Kraft getretenen EU-Richtlinie zur Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD, wird die Berichtspflicht für Unternehmen in der Zukunft deutlich ausgeweitet. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Wir begleiten unsere Klienten auf diesem Weg“, sagt Birgit Engler, als Partnerin verantwortlich für den Fachbereich Nachhaltigkeit bei Porsche Consulting.

Kehren vor der eigenen Haustür

Nicht zuletzt ist Authen­ti­zi­tät das, was Tahys Nach­hal­tig­keits­of­fen­si­ve maß­ge­bend bestimmt: „Uns war immer wich­tig, dass wir den Dur­avit-Weg fin­den. Und der heißt: ehr­lich und nach­voll­zieh­bar zu sein, bei allem, was wir anpa­cken.“ Authen­tisch sein bedeu­tet für ihn, Nach­hal­tig­keit ganz­heit­lich als Unter­neh­men zu leben, nach außen wie nach innen – und die Mit­ar­bei­ten­den auf die­sem Weg aktiv mit­ein­zu­be­zie­hen: „Wir wol­len Nach­hal­tig­keit vor­le­ben und deut­lich machen, dass wir das Thema auf stra­te­gi­scher Ebene ver­fol­gen. Und letzt­lich das Bewusst­sein dafür schär­fen, dass Nach­hal­tig­keit vor der eige­nen Haus­tür anfängt und sich glo­bal erstreckt.“ Über inter­ne Aktio­nen, wie die soge­nann­te „Putz­ete“, die erst­ma­lig 2022 ins Leben geru­fen wurde, macht Dur­avit der Beleg­schaft die Wich­tig­keit des The­mas begreif­bar und gibt jeder und jedem Ein­zel­nen die Chan­ce, aktiv daran teil­zu­ha­ben. Bei der Akti­on wer­den die Mit­ar­bei­ten­den dazu ein­ge­la­den, die Gegend rund um das Fir­men­ge­län­de zu rei­ni­gen – und so ihren per­sön­li­chen Bei­trag dazu zu leis­ten, dass der eige­ne Ort sau­ber bleibt. Ehren­sa­che für die Schwarz­wäl­der. Da muss der Chef nicht lange bitten.

Stephan Tahy ist seit Juli 2020 CEO bei Duravit. Zuvor war er in wichtigen Managementpositionen für führende multinationale Unternehmen tätig, unter anderem als CEO des Haushaltsgeräteherstellers De’Longhi sowie als Vice President und General Manager des Spielzeugherstellers Mattel. Porsche Consulting/Marco Prosch

Erfolg als Turbo für Nachhaltigkeit

Für Ste­phan Tahy sind die bei­den Begrif­fe Wirt­schaft­lich­keit und Nach­hal­tig­keit keine Ant­ago­nis­ten. Ganz im Gegen­teil: Für ihn sind Öko­no­mie und Unter­neh­mens­wachs­tum Beschleu­ni­ger, um Nach­hal­tig­keits­pro­jek­te zu betrei­ben und finan­zie­ren zu kön­nen – und so lang­fris­tig als Unter­neh­men die gesetz­ten Nach­hal­tig­keits­zie­le aktiv zu ver­fol­gen und zu errei­chen. Denn: Je mehr ein Unter­neh­men wächst, desto mehr finan­zi­el­le Res­sour­cen ste­hen zur Ver­fü­gung, um den Umbau von Tech­no­lo­gien, Inno­va­tio­nen oder den Bau von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen vor­an­zu­trei­ben. Tahy: „Für Dur­avit war es schon immer wich­tig, die Balan­ce zwi­schen Nach­hal­tig­keit und Wirt­schaft­lich­keit auf­recht­zu­er­hal­ten – und das lang­fris­tig. Wir haben uns ehr­gei­zi­ge Nach­hal­tig­keits­zie­le gesetzt, gehen aber immer nur die Schrit­te, die wir auch gehen kön­nen. Wir neh­men beide Her­aus­for­de­run­gen an: Wirt­schaft­lich­keit und Wachs­tum sowie Nachhaltigkeit.“

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