Wildes Wasser – die Quelle des Erfolgs
Seit mehr als 200 Jahren ist Nachhaltigkeit Teil der DNA des Familienunternehmens Duravit. Langlebige Produkte, ein achtsamer Umgang mit Ressourcen, vor allem Wasser, sowie die Vermeidung von CO₂-Emissionen sind die gelebte Praxis. Jetzt geht es um die Zukunft und die Strategie bis zum Jahr 2045.
08/2023
Der Gebirgsfluss Gutach schlängelt sich mit kräftiger Strömung durch das malerische Hornberg, eine im Süden Deutschlands, im Mittleren Schwarzwald, gelegene 5.000-Einwohner-Kleinstadt. Eine Urlaubsregion. Nur 18 Kilometer Fußmarsch sind es bis zur Quelle. Auf ihrem Weg passiert die wilde Gutach das Werksgelände eines Traditionsunternehmens, das schon seit mehr als 200 Jahren dort beheimatet und tief in der Region verwurzelt ist: Duravit. Für den renommierten und global agierenden Bad- und Sanitärhersteller stellt der Fluss eine wichtige Quelle bei der energieintensiven Keramikproduktion dar. Dass dabei die wertvollen Wasserressourcen möglichst schonend eingesetzt und im Produktionskreislauf stetig wiederverwertet werden, hat für den Keramikhersteller absolute Priorität. Schon seit den Unternehmensanfängen spielt ein nachhaltiges unternehmerisches Handeln aus der Überzeugung heraus für Duravit eine wichtige Rolle – und liegt in den Genen des Markenherstellers.
Aber das allein reicht Stephan Tahy, seit 2020 CEO bei Duravit, nicht aus: Um das Thema Nachhaltigkeit bei Duravit auf die Zukunft auszurichten, als Leitlinie allen unternehmerischen Tuns zu forcieren und künftige Anforderungen zu erfüllen, hat er Nachhaltigkeit in den strategischen Unternehmenszielen und den Markenwerten von Duravit festgeschrieben. Duravit fokussiert sich auf vier der insgesamt 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die von den Vereinten Nationen in der „Agenda 2030“ festgelegt wurden: nachhaltige/r Konsum und Produktion, sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Maßnahmen zum Klimaschutz sowie Gesundheit und Wohlergehen. Das übergeordnete Ziel in puncto Nachhaltigkeit: CO₂-neutral bis 2045 zu sein.
Designbäder aus dem Schwarzwald für die ganze Welt
„Dura“ ist der Kern der Mission
Schon mit Blick auf den Markennamen Duravit wird der Bezug zum Thema Nachhaltigkeit deutlich. In Duravit steckt das Wort „Dura“, das für Langlebigkeit – und somit für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen – steht. Damit setzt der Gesamtbadhersteller einen Gegenpol zur Wegwerfmentalität: „Das ist einer unserer größten Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit. Wir stehen für Produkte, die man ein Leben lang nutzen kann“, sagt Stephan Tahy. Duravit ist nach eigenen Angaben der einzige Anbieter, der seinen Kundinnen und Kunden lebenslange Garantie auf die Keramik gibt. Neben Sanitärprodukten produziert das Familienunternehmen seit 1992 im Werk in Schenkenzell, 30 Kilometer von der Zentrale in Hornberg entfernt, hochwertige Badmöbel. Auch hier legt das Unternehmen Wert auf eine lange Lebensdauer und die Verwendung von Hölzern aus einheimischen Beständen, die aus einer PEFC-zertifizierten und somit nachhaltigen Forstwirtschaft stammen.
Exzellentes und vielfach ausgezeichnetes Design ist seit Jahrzehnten eines der Alleinstellungsmerkmale von Duravit und zählt neben Nachhaltigkeit, Exzellenz und sogenanntem Wellbeing zu den vier Kernwerten der Marke. „Unser Anspruch dabei: ein zeitloses Design zu schaffen. Das schließt für uns aus, hier mal einen Trend mitzunehmen oder da mal einen Schnörkel dranzumachen. Wir sagen: Ein zeitloses Design ist Teil unserer DNA“, erklärt der CEO. Darum arbeitet Duravit global mit ikonischen Designern, wie Philippe Starck, in langjähriger Kooperation zusammen, die eine Zeitlosigkeit der Produkte garantieren.
Neben einer möglichst hohen Langlebigkeit der Produkte spielt aber auch das Thema Recycling eine große Rolle. Das fängt schon bei der Produktentwicklung an: „Jedes neue Produkt wird bei uns in Zukunft in Richtung Nachhaltigkeit kritisch geprüft“, betont Tahy. Entstanden ist daraus ein erstes Vorzeigeprodukt: Sustano. Die erste recyclingfähige Duschwanne aus Mineralguss stellt am Markt bis dato eine echte Produktneuheit dar. Weiter geht es in der Produktion: Über eine Zentrifuge werden bereits heute im Keramikwerk im ostdeutschen Meißen im laufenden Produktionsprozess über 200 Tonnen Rohstoffe aus der Masse herausgefiltert, die ansonsten als Fertigungsabfall entsorgt werden müssten. Anschließend werden diese Stoffe wieder der Produktion zugeführt. Am Standort Hornberg lassen sich so ab 2024 durch die Installation der geplanten Zentrifuge fast zehn Prozent des Materialeinsatzes zurückgewinnen. Das entspricht insgesamt 550 Tonnen pro Jahr bei einer jährlichen Produktionsmenge von rund 6.500 Tonnen. Auch bei der Auslieferung der Produkte wird auf eine hohe Recyclingfähigkeit geachtet: So werden Verpackungskartonagen mit dem maximal möglichen Recyclinganteil hergestellt, und der Anteil an Kunststoffverpackungen stetig reduziert.
Jeder Tropfen zählt
In puncto Wasserverbrauch und ‑aufbereitung hat Duravit bereits einige Nachhaltigkeitserfolge vorzuweisen: Der Keramikhersteller konnte die notwendige Wassermenge bei WC-Spülungen von 6 Liter auf 4,5 beziehungsweise 3 Liter reduzieren. So ist es Duravit gelungen, über die in Europa in den letzten zehn Jahren verkauften Toiletten rund 290 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr einzusparen – und das bei gleich gutem Spülergebnis. Stephan Tahy: „Aber damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir arbeiten weiter an der Technologie, um den Wasserverbrauch in Zukunft noch mehr zu senken.“ Auch in der Produktion ist es gelungen, die Wasseraufbereitung zu optimieren. So werden heute schon 60 Prozent des benötigten Wasserbedarfs im Hornberger Produktionswerk durch die Wiederverwendung von sogenanntem Kreislaufwasser gedeckt. Ein besonderes Anliegen des CEO: seinen Mitarbeitenden weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen – insbesondere in Regionen, in denen das keine Selbstverständlichkeit ist, etwa am Standort in Indien. Auf dem Werksgelände in Indien versorgt eine Wasserentnahmestelle die Mitarbeitenden und ihre Familien mit wertvollem Trinkwasser.
In Kanada entsteht ein klimaneutrales Werk
Ein ambitioniertes Ziel hat sich der CEO auch für den Klimaschutz gesetzt: Ab dem Jahr 2045 will Duravit ausschließlich CO₂-neutral handeln – und das entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das stellt für die Keramikproduktion, die bei der Beheizung der Brennöfen noch stark vom Rohstoff Gas abhängig ist, kein leichtes Unterfangen dar: „CO₂-Neutralität bis 2045 – das mag auf den ersten Blick nicht ehrgeizig klingen. Das ist es aber, da die Erreichung dieses Ziels mit einem großen Technologiesprung verbunden ist. Wir müssen neue Technologien definieren, um Keramik zu brennen – und sind gerade dabei, einen Quantensprung zu implementieren.“
Der 13. Juli 2023 stellte für das Unternehmen einen wichtigen Tag dar auf dem Weg in Richtung nachhaltige Zukunft: Am Standort Matane in der kanadischen Provinz Québec wurde der Grundstein für die erste klimaneutrale Keramik-Produktionsstätte weltweit gelegt. Zukünftig sollen dort bis zu 450.000 Keramikteile pro Jahr für den nordamerikanischen Markt produziert werden. Damit wird Duravit zum Pionier der Branche: Erstmalig kommt ein elektrischer Brennofen zum Einsatz, der mit Strom aus regenerativer Wasserkraft betrieben wird. Dies spart – im Vergleich zu einem herkömmlichen Gasofen – bei voller Auslastung über 9.000 Tonnen CO₂ pro Jahr ein. Darüber hinaus werden alle Rohstoffe direkt vor Ort in Kanada sowie aus den USA bezogen, was kurze Transportwege und eine nachhaltigere Logistik bedeutet – und damit weitere CO₂-Einsparungen von über 1.500 Tonnen jährlich. „Wir sind sehr stolz darauf, als Vorreiter einer nachhaltigen Sanitärindustrie zu agieren und Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels zu geben. Damit setzen wir Maßstäbe für innovative Lösungen in einer von hohem Energieverbrauch geprägten Branche“, sagt Stephan Tahy.
Vorbereitet für grünen Wasserstoff
Darüber hinaus ist Duravit technisch bereits in der Lage, die Beimischung von grünem Wasserstoff zu nutzen, sobald dieser auf dem Markt verfügbar ist. In einem Testprojekt in Kooperation mit Linde, dem Weltmarktführer für Industriegase, konnte dies simuliert werden. Dadurch könnte in Zukunft der Bedarf an fossilen Brennstoffen in der Produktion verringert werden. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität: Bis 2030 sollen rund 50 Prozent des Elektrizitätsbedarfs an allen Standorten weltweit durch Photovoltaik erzeugt werden.
Um Transportwege und den damit verbundenen CO₂-Ausstoß möglichst gering zu halten, setzt das Unternehmen weltweit bereits seit Jahrzehnten auf seine bewährte Local-for-Local-Strategie und die regionale Nähe zu Anbietern und Lieferanten. „Duravit hat schon immer Wert darauf gelegt, dass sich der lokale Standort maximal an lokalen Ressourcen bedient“, erklärt Stephan Tahy. Die lokale Verwurzelung zeigt sich auch im Engagement am Heimatstandort in Hornberg: Der Keramikhersteller unterstützt beispielsweise Bauern und Bäuerinnen im Naturschutzgebiet Schwarzwald finanziell bei der Humusgewinnung. Regenerativ bewirtschafteter Boden wird von den Bauern mit Humus angereichert, durch den wiederum CO₂ gebunden wird. Tahy: „Wir leisten damit vor Ort einen Beitrag zur Nachhaltigkeit – für uns ist dieses Engagement etwas Authentisches, das zu uns passt.“
"Der Duravit-Weg Richtung Nachhaltigkeit"
Kehren vor der eigenen Haustür
Nicht zuletzt ist Authentizität das, was Tahys Nachhaltigkeitsoffensive maßgebend bestimmt: „Uns war immer wichtig, dass wir den Duravit-Weg finden. Und der heißt: ehrlich und nachvollziehbar zu sein, bei allem, was wir anpacken.“ Authentisch sein bedeutet für ihn, Nachhaltigkeit ganzheitlich als Unternehmen zu leben, nach außen wie nach innen – und die Mitarbeitenden auf diesem Weg aktiv miteinzubeziehen: „Wir wollen Nachhaltigkeit vorleben und deutlich machen, dass wir das Thema auf strategischer Ebene verfolgen. Und letztlich das Bewusstsein dafür schärfen, dass Nachhaltigkeit vor der eigenen Haustür anfängt und sich global erstreckt.“ Über interne Aktionen, wie die sogenannte „Putzete“, die erstmalig 2022 ins Leben gerufen wurde, macht Duravit der Belegschaft die Wichtigkeit des Themas begreifbar und gibt jeder und jedem Einzelnen die Chance, aktiv daran teilzuhaben. Bei der Aktion werden die Mitarbeitenden dazu eingeladen, die Gegend rund um das Firmengelände zu reinigen – und so ihren persönlichen Beitrag dazu zu leisten, dass der eigene Ort sauber bleibt. Ehrensache für die Schwarzwälder. Da muss der Chef nicht lange bitten.
Erfolg als Turbo für Nachhaltigkeit
Für Stephan Tahy sind die beiden Begriffe Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit keine Antagonisten. Ganz im Gegenteil: Für ihn sind Ökonomie und Unternehmenswachstum Beschleuniger, um Nachhaltigkeitsprojekte zu betreiben und finanzieren zu können – und so langfristig als Unternehmen die gesetzten Nachhaltigkeitsziele aktiv zu verfolgen und zu erreichen. Denn: Je mehr ein Unternehmen wächst, desto mehr finanzielle Ressourcen stehen zur Verfügung, um den Umbau von Technologien, Innovationen oder den Bau von Photovoltaikanlagen voranzutreiben. Tahy: „Für Duravit war es schon immer wichtig, die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit aufrechtzuerhalten – und das langfristig. Wir haben uns ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt, gehen aber immer nur die Schritte, die wir auch gehen können. Wir nehmen beide Herausforderungen an: Wirtschaftlichkeit und Wachstum sowie Nachhaltigkeit.“